Im Rahmen der endokrinen Chirurgie ist die Schilddrüsenchirurgie meine enge Spezialisierung
Endokrine Drüsen – Schilddrüse
Die Schilddrüse ist ein kleines, schmetterlingsförmiges, hormonproduzierendes und lebensnotwendiges Organ. Sie liegt im vorderen Halsbereich unmittelbar unterhalb und seitlich des Schildknorpels des Kehlkopfes bzw. vor und beiderseits der Luftröhre. Sie besteht aus zwei Lappen, die durch eine Gewebsbrücke an der Vorderseite der Luftröhre miteinander verbunden sind. Die Lappen einer gesunden Schilddrüse sind ca. 3-4 cm lang, 1-2 cm dick und 7-11 mm breit. Das mittlere Gewicht beträgt bei Frauen bis 18 Gramm, bei Männern 20- 25 Gramm. Werte, die oberhalb dieser Zahlen liegen bezeichnet man als Schilddrüsenvergrößerung ( Kropf, Struma). Rechts und links oben und unten hinter der Schilddrüse liegen insgesamt vier reiskorngroße Nebenschilddrüsen (Epithelkörperchen, Glandula parathyreoidea), die Calciumstoffwechsel im Körper steuern.
Schilddrüsenfunktion
Die Schilddrüse nimmt Jod aus dem Blut auf und produziert daraus Hormone Trijodthyronin und Thyroxin, die den Energiestoffwechsel und das Wachstum einzelner Zellen und des Gesamtorganismus beeinflussen und sind somit zwingend lebensnotwendig. Diese Hormone sind von großer Bedeutung für eine normale Entwicklung im Kindesalter. Beim Erwachsenen wirken sie auf Herz und Kreislauf, Magen- und Darmtrakt, Muskulatur und Nervensystem, Haut, Haare und Fingernägel, aber auch auf das psychische Wohlbefinden. Ein weiteres Hormon der Schilddrüse bzw. der Nebenschilddrüsen ist Calcitonin, welches eine wichtige Rolle im Knochenstoffwechsel spielt. Der Vorrat an Schilddrüsenhormonen reicht im Normalfall aus, um den Körper 8 Wochen lang mit Hormonen zu versorgen.
Schilddrüsenerkrankungen
Schilddrüsenerkrankungen sind oft nicht leicht zu erkennen, da die Beschwerdebilder vielfältig sein können und meistens schleichend verlaufen. Prinzipiell wird zwischen einer Störung des Organs (z.B. Vergrößerung oder Knotenbildung) und einer Funktionsstörung mit vermehrter oder verminderter Hormonproduktion (Hyperthyreose bzw. Hypothyreose) unterschieden. Nicht selten können diese Störungen gleichzeitig vorkommen. Die häufigste Erkrankung der Schilddrüse ist die Struma (Kropf). Als Struma bezeichnet man eine sichtbare, tastbare oder messbare Schilddrüsenvergrößerung unabhängig von der Stoffwechsellage. Die häufigste Ursache für die Entstehung einer Struma ist ein Jodmangel. Seit der, gesetzlich vorgeschriebenen Speisesalzjodierung in Österreich (1963), ist die Zahl der Strumaerkrankungen deutlich zurückgegangen. Ein Ungleichgewicht in der Hormonproduktion führt zur Störungen der Schilddrüsenfunktion. Werden zu viele Hormone gebildet, entsteht eine Überfunktion, produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone, kommt es zu einer Unterfunktion. Typische Symptome einer HYPERTHYREOSE (ÜBERFUNKTION) sind: die ungewollte Gewichtsabnahme trotz gutem Appetit, Nervosität, Zittern, Herzrasen, Schlafstörungen, Schwitzen, Wärmeunverträglichkeit, Leistungsschwäche, Durchfall. Im Falle einer HYPOTHYREOSE (UNTERFUNKTION) fühlt man sich müde, antriebslos, die Stimmung wird depressiv, man nimmt zu, neigt zur Verstopfung, die Haut wird trocken und kühl, die Kälteempfindlichkeit nimmt zu, das Haar und die Nägel werden dünner und brüchiger, die Monatsblutung wird unregelmäßig, die Stimme wird heiser und tiefer. Eine SCHILDDRÜSENENTZÜNDUNG kann akut oder chronisch verlaufen. Die akute Entzündung ist meistens durch Bakterien oder Viren verursacht (Thyreoiditis De Quervain), dagegen wird eine chronische Entzündung vom körpereigenen Immunsystem ausgelöst (Hashimoto Thyreoiditis). Eine weitere Autoimmunerkrankung der Schilddrüse ist Morbus Basedow (Basedow-Krankheit), die häufig mit einem Kropf, einer Schilddrüsenüberfunktion und den großen, hervorquellenden Augen einhergeht. KREBSERKRANKUNGEN der Schilddrüse sind relativ selten, jedoch ist der Schilddrüsenkrebs einer der häufigsten Tumoren der Endokrindrüsen. In solchen Fällen muss die Schilddrüse vollständig entfernt werden. Unter Umständen müssen auch die Halslymphknoten, die von den Krebszellen befallen sein können, mit entfernt werden. In manchen Fällen ist im Anschluss an die Operation eine medikamentöse Therapie notwendig (Radioiodtherapie).
Schilddrüsenuntersuchung
Mit einfachen und schmerzlosen Untersuchungsmethoden wie Blutabnahme, Ultraschall und Szintigraphie lassen sich verschiedene Schilddrüsenerkrankungen verifizieren.
Schilddrüsenoperation
In folgenden Fällen ist eine Operative Schilddrüsenbehandlung indiziert:
- Atem- und/oder Schluckstörungen, Druckgefühl im Hals verursacht durch Kropfgröße
- Druck auf die Halsgefäße
- Kalte Knoten die schnell wachsen
- Heiße Knoten, die eine Überfunktion der Schilddrüse verursachen
- Kropfwachstum hinter dem Brustbein
- Schnelles Wachstum des Kropfes in kurzer Zeit
- Verdacht auf eine Bösartige Krankheit der Schilddrüse
- Ein nachgewiesener bösartiger Schilddrüsentumor
- Nachgewiesene Hyperthyreose (Überfunktion)
- Wiederauftreten eines Kropfes nach einer Operation (Rezidiv)
- Thyreotoxische Krise (Notfall)
Ablauf
Die Stationäre Aufnahme erfolgt ein Tag vor der Operation mit allen Befunden (Labor, Ultraschall, Szintigraphie, HNO-Befund, OP-Tauglichkeit). Am darauf folgenden Tag wird der Eingriff über einen kleinen Schnitt am Hals, in der Vollnarkose vorgenommen. Der Stationäre Aufenthalt beträgt bei unkompliziertem Verlauf 2-3 Tage. Postoperativ ist eine Körperliche Schonung für 2-3 Wochen empfohlen. Das Operative Ziel wird in Abhängigkeit von der Schilddrüsenerkrankung festgelegt und variiert von Entfernung der Erkrankten Anteile der Schilddrüse (einzelne Knoten) bis zur Entfernung des gesamten Organs. Heute gelten die Eingriffe an der Schilddrüse zu Routine Eingriffen mit einer operationsbedingten Sterblichkeitsrate unter 1%. Das Risiko ernsthafter Komplikationen während der Operation ist in erster Linie durch eine enge Lagenbeziehung der Schilddrüse zu wichtigen Organen im Halsbereich bestimmt. Dazu zählen die Luftröhre, Stimmbandnerven, Nebenschilddrüsen, große Halsgefäße. Neben den allgemeinen Komplikationen eines chirurgischen Eingriffes wie Wundinfektionen und Blutungen sind bei Schilddrüsenoperationen zwei spezifische Komplikationen möglich: Verletzung bzw. Durchtrennung der Stimmbandnerven und Verletzung oder Verlust der Nebenschilddrüsen. Die Häufigkeit beider Komplikationen liegt jedoch unter 1%.
Zusammenfassung
Die Indikation zu einer Schilddrüsenoperation wird Heute relativ großzügig gestellt, da die Gefahren des Eingriffes im Vergleich zu neuerlichen Beschwerdefreiheit des Patienten sehr gering sind. Durch die chirurgische Behandlung tritt der gewünschte Effekt (z.B. Größenreduktion) unmittelbar nach dem Eingriff ein, das erkrankte Gewebe kann in einer Sitzung entfernt und feingeweblich untersucht werden, so dass es an der Diagnose keine Zweifel gibt. Diese Vorteile bietet keine andere Behandlung.
