Proktologie

Abklärung und Behandlung verschiedener Aftererkrankungen ( Proktologie )

Proktologie ( Erkrankungen des Enddarms ) 

Der After ist die Austrittsöffnung des Darmes, durch den der Kot den Körper verlässt. Er bildet den Abschluss des etwa 3 bis 6 cm langen Analkanals und wird durch zwei Ringmuskeln verschlossen: musculus sphincter ani internus (innerer Afterschließmuskel) und musculus sphincter ani externus (äußerer Afterschließmuskel). Der erste ist willentlich nicht beeinflussbar und der zweite ist willkürlich steuerbar. Durch den (normal) Tonus beider Muskeln wird die unwillkürliche Darmentleerung verhindert. Erst durch Druck des Darminhaltes auf diesen Bereich verspürt man Stuhldrang und durch das Erschlaffen der Schließmuskulatur kann es zur Stuhlentleerung kommen. Der Analkanal ist mit der Schleimhaut des Darmes ausgekleidet und geht allmählich in die äußere Haut über.

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ALLGEMEINES

Erkrankungen des Afters und Mastdarmes ( proktologische Erkrankungen ) gehören zu den häufigsten Gründen eines Arztbesuches. Schätzungsweise leiden bis zu 50% aller Österreicher über 30 Jahren an Hämorrhoidalbeschwerden und jeder Vierte sucht den Hausarzt wegen eines proktologischen Problems auf. Ganz zu schweigen von der Selbstbehandlung der Patienten mit rezeptfreien Hämorrhoidenpräparaten. Neben den Hämorrhoiden gibt es jedoch eine Vielzahl anderer typischer Krankheitsbilder, die bei der richtigen Diagnosestellung gut therapierbar sind. Aus diesem Grund ist von einer primären Selbstbehandlung abzuraten.

  • Folgende Beschwerden erfordern eine fachmännische proktologische Untersuchung:
  • Schmerzen im Afterbereich z.B. Analfissur, Thrombose
  • Blutung am/aus dem After z.B. Hämorrhoiden, Darmpolypen, Krebs
  • Neubildungen im Afterbereich z.B. Analkarzinom
  • Juckreiz im Analbereich z.B. Analekzem
  • Nässen, Stuhlschmieren z.B. Hämorrhoiden
  • Heraustreten des Gewebes aus dem Analkanal z.B. Analprolaps, Rektumprolaps
  • Stuhlentleerungsstörungen, Verstopfung z.B. Rektozele

Proktologische Untersuchung:

Die Untersuchung beginnt mit der gezielten und ausführlichen Befragung des Patienten über seine Beschwerden. Dabei werden Sie nach Schmerzen, Jucken, Blut- oder Schleimabgang, sowie Stuhlkonsistenz und Frequenz befragt. Die Untersuchung selbst wird in Linksseitenlage durchgeführt. Nach der visuellen Begutachtung (Inspektion) der Afterregion erfolgt die sogenannte digital-rektale Untersuchung (Fingeruntersuchung des Schließmuskels und Analkanals). Abgeschlossen wird die Untersuchung mit einer schmerzlosen Enddarmspiegelung (die letzten 6-8 cm des Enddarmes-Proktoskopie). Dafür ist KEINE spezielle Vorbereitung notwendig (ins besonders keine Darmentleerung)!

HÄUFIGE ERKRANKUNGEN

Hämorrhoiden:

Allgemeines: Hämorrhoiden sind arterio-venöse, im oberen Analkanal an der Grenze zum Mastdarm und unter der Schleimhaut gelegene Gefäßpolster, die dem Feinverschluss des Afters dienen. Wenn man von Hämorrhoiden spricht, sind das meistens vergrößerte und tiefer tretende Hämorrhoiden, die Beschwerden verursachen.

Symptome: Typische Symptome sind: meistens schmerzlose, hellrote Blutungen beim Stuhlgang, Druckgefühl im After, das Gefühl der Unvollständigen Entleerung, Juckreiz (Pruritus ani), Hautentzündung (Ekzem), Nässen, Stuhlschmieren, Fremdkörpergefühl. Schmerzen sind eher ein Hinweis auf eine Komplikation des Fortgeschrittenen Leidens (Thrombose, Fibrose, Ulzeration, Infektion, Einklemmung…), oder jedoch ein Hinweis auf eine andere proktologische Erkrankung.

Therapie: Die Behandlung richtet sich nach der Ausprägung der Hämorrhoiden (Stadium oder Grad I-IV).

Bei Hämorrhoiden I-II Grades reichen oftmals, entweder diätetische Maßnahmen in Kombination mit Zäpfchen oder Medikamenten, oder kleine und schmerzlose ambulante Eingriffe wie Verödung oder Gummibandligatur nach Barron.

Hämorrhoiden III und IV Grades, können erfolgreich nur noch operativ behandelt werden (Hämorrhoidektomie). Ein einheitliches Verfahren gibt es nicht, es handelt sich viel mehr um unterschiedliche Operationstechniken. Die gängigsten, sogenannten resezierenden Verfahren wie Operation nach Milligan-Morgan, Parks, LONGO oder Ferguson haben gemeinsam, dass die Hämorrhoidenpolster samt der Schleimhaut bzw. Haut des Afters weggeschnitten werden. Neuere Operationstechniken wie HAL (Hämorrhoidal-Arterien-Ligatur) oder THD

(Transanal Haemorrhoidal Dearterilisation) sind besonders schonende, minimal invasive und schmerzarme Methoden, wobei kein Gewebe entfernt wird, sondern lediglich die Versorgungsgefäße der Hämorrhoiden Ultraschall gezielt unterbunden werden. Dadurch schrumpfen die Hämorrhoiden und die Feinkontinenz des Afters bleibt aufrecht erhalten.

  • Stadium I: normaler Hämorrhoidalring (einziges Symptom: Blutung)
  • Stadium II: in den Analkanal vorgewölbte Hämorrhoidenpolster, die während des Stuhlganges minimal vorfallen können, sich aber spontan zurückziehen
  • Stadium III: Vorfall (Prolaps) vor die Analöffnung, manuell reponibel
  • Stadium IV: Vorfall permanent, irreponibel

Analprolaps:

Vorfall der Schleimhaut/Haut des Analkanales vor den After aufgrund der III bzw. IV gradigen Hämorrhoiden. Nur chirurgisch Therapierbar.

Fisteln, Abszesse :

Allgemeines:

Perianalabszess oder Anorectalabszess ist ein Eiterherd im Analbereich, welcher am häufigsten durch eine Entzündung der Analkanaldrüsen verursacht wird. Eine Perianalfistel ist ein Eitergang zwischen dem Mastdarm und der Afterregion. Vereinfacht-durch bakterielle Infektionen im Afterbereich können Abszesse oder Fisteln entstehen, dabei ist ein Abszess akuter und eine Fistel chronischer Zustand derselben Krankheit.

Symptome:

Bei Abszessbildung sind starke Schmerzen im Afterbereich typisch. Allgemeinsymptome wie Fieber und Unwohlsein sind nicht selten. Die Fisteln selbst sind nicht schmerzhaft und fallen durch ständige Absonderung eines eitrigen (blutigen) Sekretes auf.

Therapie:

Beide Erkrankungen erfordern eine schnelle fachmännische Abklärung und chirurgische Therapie, da es zu einer Zerstörung der Schliessmuskulatur bzw. zum fortschreiten der Entzündung kommen kann.

Analfissur (Fissura ani)

Allgemeines:

Eine Analfissur ist ein Riss des Anoderms (Haut und/oder Schleimhaut des Afters) und betrifft fast immer die hintere Komissur des Analkanals (6 Uhr Steinschnittlage). Die häufigsten Ursachen sind harter Stuhl und forcierter Stuhlgang.

Symptome:

Typisch sind stechende Schmerzen während und anhaltendes Brennen nach dem Stuhlgang. Aufgrund des reflektorischen Spasmus der Schließmuskulatur kann der Stuhl nur forciert und in einem dünnen Strang abgesetzt werden. Manchmal treten schwache, hellrote Blutungen auf.

Therapie:

Eine frische (akute) Analfissur ist fast immer konservativ gut therapierbar (Stuhlregulation, Salben). Bei einer chronischen Fissur (Beschwerden länger als 2 Monaten) ist ein konservativer Behandlungskonzept einen Versuch wert. Im Falle einer verzögerten oder ausbleibenden Heilung stehen mehrere operative Techniken zur Verfügung.

Perianale Thrombose (Perianalthrombose):

Allgemeines:

Eine Perianalthrombose wird oft mit Hämorrhoiden (Volksmund: äussere Hämorrhoiden) verwechselt. Es handelt sich dabei, lediglich um eine sehr schmerzhafte Schwellung am Afterrand, entstanden durch ein Blutgerinnsel in den oberflächlichen Venen des Afters. Ursachen: intensive körperliche Betätigung, langes Sitzen, Husten, Pressen beim Stuhlgang…

Symptome:

Sehr schmerzhafte, bläulich-rote bis schwarze Knoten unterschiedlicher Grösse am Afterrand.

Therapie:

Prinzipiell bildet sich die Thrombose innerhalb von Tagen (manchmal auch Wochen) von selbst zurück. Bei frischen, grossen oder sehr schmerzhaften Thrombosen empfiehlt sich operative, ambulante Entfernung in Lokalanästhesie.

Marisken:

Allgemeines:

Marisken oder Analfalten sind schmerzlose Hautfalten im Afterbereich, die, in der Regel, nach abgelaufenen und nicht chirurgisch sanierten Perianalthrombosen entstehen.

Therapie:

Prinzipiell bedürfen die Marisken keiner Therapie. Grössere Marisken, die die Analhygiene erschweren und damit zum Juckreiz oder Analekzem führen, können in Lokal- oder Vollnarkose entfernt werden.

Pilonidalsinus (Steißbeinfistel, Sacraldermoid):

Allgemeines:

Der Sinus pilonidalis ist ein, meistens Entzündeter Hohlraum zwischen dem After und Steißbein, welcher durch eine oder mehrere Hautöffnungen mit Aussenwelt kommuniziert. Es gibt mehrere Theorien über die Entstehung einer Steißbeinfistel. Die Tatsache ist, dass die meisten betroffenen sehr behaarte, junge Männer sind.

Symptome:

Es gibt verschiedene Verlaufs formen dieser Erkrankung. Die blande Form weist keine Entzündungszeichen auf und ist nur durch kleine Hautfisteln zu erkennen. Chronische Fistulierung ist durch ständige eitrig-blutige Sekretion aus der Fistel gekennzeichnet. Und die akute abszedierende Form ist erkennbar durch starke Schmerzen und lokale Eiteransammlung.

Therapie:

Als einzig erfolgreiche Therapie ist die chirurgische Sanierung des Herdes bzw. Fisteln anerkannt.